INTERVIEW: DeWolff (Fast Open Air Hinterschmiding 2016)

Interview und Pics by Jürgen Hüsemann

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Retro ist in! Das ist mal Fakt. Eine der Wegebereiter dieser Retrorock-Welle ist die niederländische Band DeWolff (benannt nach nach Harvey Keitels Rolle  „The Wolf“ in Pulp Fiction), die bereits vor etlichen Jahren mit Ihrem psychedelischen 60er/70er Bluesrock von sich reden machte. Wir trafen die Brüder Pablo und Luca van de Poel und Organist (da legt er sehr großem Wert drauf) Robin Piso Anfang Ende Juli im niederbayerischen Hinterschmiding zum Interview. Aufgrund der etwas angespannten „Drecksituation“ im Backstagebereich des Festivalgeländes saßen wir gemütlich im Tourbus zum Plausch.

Hallo Leute, um Euch mal jemand vorzustellen, der Euch noch nicht kennt, beschreibt doch mal den Sound von DeWolff und wer hat Euch am maßgeblichsten beeinflusst?

Pablo: Alles fing mit Deep Purple an, die uns wohl am Meisten beeinflusst haben. Ausserdem sind wir große Fans amerikanischer Rockmusik, wie Southern Rock und nicht zuvergessen eine ganze Menge Soul. Wir lieben die verschiedensten Musikstile.
Luka: Du wirst uns aber niemals HipHop oder Metal spielen hören.

Wie habt Ihr Euch kennengelernt und wie kam es zur Gründung von deWolff?

Robin: Pablo und Luka kennen sich ja zwangsweise schon eine ganze Weile… sind ja auch Brüder…
Pablo: Ich spielte Gitarre in einem Kinderchor, ich glaube, ich war neun Jahre alt. Ungefähr ein Jahr später kam Robin, der zu der Zeit auch Gitarre spielte zu einer Probe. Leider war das kein Platz für einen zweiten Gitarristen, deswegen wechselte er zum Bass, später zu den Keyboards. Das muss wohl so um die vierzehn oder fünfzehn Jahre her sein.
Robin: Ungefjähr fünf Jahre später hatte Pablo eine Band, mit der er im Schlafzimmer proben musste. Als die Band dann einen geeigneten Proberaum gefunden hatte, luden sie mich ein mit ihnen zu jammen.

DeWolff startete also als eine Art „Kinderspaßprojekt“?

Luka: Ja, wir wollten eigentlich nur ein bißchen zusammen jammen, da Pablo schon in einer Band war. Da unsere Jam´s aber so gut funktionierten, nahm das mit der Band seinen Lauf.

Habt Ihr Euch erträumt, derart erfolgreich zu sein?

Luka: Nein, uns ging es nicht um den Erfolg, wir sahen das Ganze anfangs wirklich nur als ein „Jam-Ding“ und haben auch nicht unbedingt erwartet, dass es Leute gibt, denen das gefällt, was wir machen. Gleichzeitig war uns aber schon nach kurzer Zeit bewusst, dass es einen Markt für unsere Musik gibt. Unser Ziel war es auch nicht, eine Band zu gründen um berühmt zu werden und Pop-Hits zu schreiben, wir wollten wirklich nur zusammen Musik machen.

Brauchtet Ihr eine gewisse Anlaufzeit, um Euch musikalisch auszurichten. Es ist doch untypisch für eine derart junge Band (bei Gründung war Luka 14 Jahre, Pablo 16 und Robin Piso 17 Jahre alt) einen Mix aus Psychedelic Rock, Blues- und Southern-Rock zu spielen. Robin, Du bist ja jetzt mit 26 quasi der „Opa“ in der Band?

Robin: Ja, genau….deswegen hinke ich auch schon! (Anm: Robin hat sich beim Basketball am Knie verletzt). Nein…wir haben nie gesagt: „das ist jetzt die Musik, die wir für den Rest unseres Lebens spielen wollen“. Wir haben viel Musik gehört und haben die Stile, die wir mögen bei unseren Jams einfliessen lassen. Daraus hat sich dann einfach unser eigener Stil entwickelt.

Kommen wir zu Euren Alben. Wie geht Ihr mit Kritik von Fans und Presse um, die Euch vorwerfen, dass Ihr Euch nach dem grandiosen Erfolgsalbum „Grand Southern Electric“ zu Eurem neuen Album „Roux-Ga-Roux“ verändert habt und Euch den Charakter einer Jam-Band absprechen? Kürzere Songs, fehlende Jam-Passagen…usw….

Pablo: Echt???? Ist das so???

Ja, in verschiedensten Online-Portalen ist das so zu lesen?

Luka: Roux-Ga-Roux“ ist unser bestes Album. Punkt! Ich versteh das nicht, auf „GSE“ sind die Songs wesentlich kürzer und auch erheblich weniger Jam-Passagen als auf „RGR“. Da haben sich wohl einige nicht genug mit dem Album beschäftigt. Ausserdem ist „RGR“ unser bis jetzt erfolgreichstes Album, was die Verkaufszahlen angeht.

Wo habt Ihr Eure größte Fanbase? Zu Hause in den Niederlanden?

Robin: Ja, da ist unser Fanbase wirklich am größten, aber ich denke, der Markt für unsere Musik ist in Deutschland größer. Es gibt sehr viele Bluesfestivals. Leider haben wir noch nicht so oft in Deutschland gespielt.

Ihr wart eine der Vorreiter für das Revival des psychedelisch angehauchten Bluesrocks der 60er und 70er. Wie geht Ihr damit um, dass andere Bands, wie z.B. aktuell die „Blues Pills“ deutlich mehr Beachtung finden?

Robin: Ja, es gibt einige Bands, aber es ist definitiv nicht so, dass wir uns gegenseitig das Leben schwer machen. Du magst die „Blues Pills“ lieber als uns – ok, kein Problem. Zudem haben wir sie erst vor Kurzem supportet.

Luka: Um ehrlich zu sein gibt es genug Platz Platz in diesem Revival für mehrere Bands um darin zu existieren. Wenn Du eine Band magst, dann magst du die Menschen, die diese Musik mit unglaublicher  Leidenschaft spielen. Das ist das Coole daran. Außerdem sind Blues Pills sehr nette Kollegen.

Robin: Es spielt keine Rolle ob du diese oder jene Band mehr magst, es geht nur um die Musik. Du hast es irgendwie ja auch nicht selber in der Hand.Du spielst deine Musik und entweder sie spricht die Fans an, oder eben nicht. Und es gibt eben Fans, die andere Bands bevorzugen und Fans, die eben uns mehr mögen. Was willst du machen? Wir spiele unsere Shows, so wie wir das können und für richtig halten. Aber die „Blues Pills“ sind schon wirklich eine richtig gute Band und machen ihr Ding momentan schon sehr gut. Wenn du einen erfolgreichen Headliner supportest erreichst du damit automatisch auch mehrere Menschen mit deiner Musik. Von daher ist das für uns kein Problem.

Wir kommen zudem aus verschiedenen Ländern, dementsprechend haben wir uns auch nicht gegenseitig beeinflusst. Weisst Du, als wir vor zehn Jahren anfingen, kam aus den Niederlanden keine gute Musik. Von dem her ist das schon schön, wenn es viele Bands gibt, die sich mit der Musik beschäftigen, die wir lieben.

Robin, spezielle Frage an Dich: Wieso habt Ihr keinen Bassisten, Du spielst doch Bass?

Bevor wir angefangen haben miteinander  zu jammen, haben wir eine holländische Band namens „The Green Hornet“ gesehen. Gitarre, Orgel, Drums, das war´s. Das war richtig cool und wir haben uns gedacht „Wow, that´s it“! Die Dynamik auf der Bühne ist für uns perfekt so. Auf unseren LP´s haben wir einige Male eine Bass anstatt eines Hammond-Basses verwendet, da er so verdammt funky klingt, aber live brauchen wir für unsere Musik nicht zwingend einen Bassisten.

Vor einigen Jahren spielten wir live mit einem Bassisten, sowie mit zwei Background-Sängerinnen. Das war zwar wirklich super, aber für uns war es auf der Bühne verdammt schwer mit den anderen zu kommunizieren. Pablo und ich verstehen uns blind auf der Bühne. Wenn ich die Tonart oder einen Akkord wechsle, folgt Pablo sofort. Und Luka macht sowieso sein „Drum-Ding“. Wir sind ohne Bassisten einfach freier und kreativer.

Ihr habt in den letzten drei Jahren jedes Jahr ein Album veröffentlicht. Wie siehts denn 2017 mit einem neuen Album aus?

Pablo: 2017 wird´s definitv kein neues DeWolff-Album geben. Wir spielen dieses Jahr noch etliche Shows und fangen voraussichtlich ab Februar 2017 an uns Gedanken über neue Songs zu machen.

Wo entstehen Eure Songs? „On the road“ oder ausschließlich im Studio?

Pablo: Wir bevorzugen es, unsere Songs im Studio zu schreiben. Sie entstehen während unserer Jamsessions und Proben.

Bei Euch ist also alles auf die Musik fixiert? Oder arbeitet Ihr außerhalb Eures Musikerdaseins noch in nine-to-five-Jobs?

Pablo: Ja, ausser Robin, der hat noch einen kleinen Nebenjob. Ich produziere nebenbei noch andere Bands.
Luka: Du wirst uns sicher nicht an der Supermarktkasse sitzen sehen
Robin: „….workin´in a coalmine….. ha, ha, ha ….nein, wir leben von und für unsere Musik.

Also Leute, dann vielen Dank für dieses interessante Interview.

Robin: Ebenso danke für dieses gute Interview und viel Spaß bei der Show.

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