Regensburger Alois C. Braun besucht sein 2000stes Konzert und blickt zurück
Regensburg/Nittendorf. Im Juli werden es 50 Jahre, seit der gebürtige Regensburger Alois C. Braun sein allererstes Rockkonzert besucht hat. Suzi Quatro (damals auf ihrem Erfolgszenit) spielte 1974 im legendären Quelle-Festzelt am Donau-Einkaufszentrum. „Ich war absoluter Fan und Suzi hing als Bravo-Starschnitt an meiner Zimmertür. Meine Eltern ließen mich Gott sei Dank mit einem Freund ins Konzert fahren“, freut sich der Musikjournalist noch immer. Was für ein Erlebnis für den damals 15-Jährigen. Ende Januar besuchte der passionierte Musikfan nun sein 2000stes Konzert und lässt einige Highlights Revue passieren.
Was sofort auffällt: Schon immer war der Geschmack des 65-Jährigen sehr weit gefächert.
Nach dem Konzert mit Suzi Quatro besuchte der Teenager Veranstaltungen mit so unterschiedlichen Künstlern wie Otto, Reinhard Mey und Can. Letztere, weltweit anerkannte Avantgarde-Pioniere, gefielen Braun 1975 beim Auftritt in der RT-Halle gar nicht. „Ich war wohl noch zu jung für diese Musik, dachte, da spielt jeder für sich und sinnfrei einfach drauflos“, lacht er. Stilgrenzen kennt er bis heute nicht. Gegensätzliches wie Opernsänger Placido Domingo, Thrash-Metaller Slayer, Jazzerin Diane Krall und auch viel Kabarett tummelt sich in seinem Konzert-Portfolio. Braun: „Jede Form von Kunst ist wunderbar, wenn sie mit Herz und Seele produziert ist. Dann berührt sie die Leute.“
Viele Stars der Rockmusik traten über die Jahrzehnte in Regensburg auf und Braun war oft dabei, hat die Daten seiner besuchten Konzerte katalogisiert. „Ich erinnere mich an den legendären Cream-Schlagzeuger Ginger Baker 1992 in der Alte Mälzerei. Beim Betreten der Bühne wirkte er wie ein Wrack, spielte dann aber voller Power und wie ein grandioses Uhrwerk. Oder an die Frank-Zappa-Musiker Ike Willis, Jimmy Carl Black, Ed Mann und Terry Bozzio, die alle in unterschiedlichen Bands ebenfalls am Galgenberg gespielt haben,“ ist der Zappafan begeistert. Wie tief er in der Materie steckt, zeigt sich auch daran, dass er hochkarätige Musiker auch in der vermeintlich zweiten Reihe entdeckt: „Bryan Ferry spielte bei den Schlossfestspielen mit Chris Spedding an der Gitarre. Ein Mann mit langjähriger Solokarriere und hohem Ansehen in der Gitarristenszene. In der Band von Albert Hammond spielte viele Jahre David Paton den Bass. Als Sänger und Songschreiber komponierte er in den 70ern die Hits „Magic“ und „January“ für seine Band Pilot und war anschließend Mitbegründer des Alan Parsons Project.“
Nicht dabei war Alois C. Braun bei den spektakulären Regensburger Auftritten von Metallica und AC/DC. „Damals lebte ich überwiegend in Nürnberg bzw. München und besuchte dort viele Konzerte. Die zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Australier habe ich bereits 1976 im Vorprogramm von Rainbow in der Erlanger Stadthalle zum ersten Mal gesehen. Damals zeigte Angus Young als Showelement noch wirklich seinen nackten Hintern, erregte so Aufmerksamkeit.“ Besonders in Erinnerung ist ihm das Jahr 1979. „Da sah ich Kate Bush auf ihrer einzigen Konzertreise im Circus Krone und Abba auf ihrer letzten Tournee in der Olympiahalle. Beides waren unvergessene Shows!“
Als langjähriger Musikjournalist, der inzwischen seinen Beruf wieder zum Hobby gemacht hat, traf er viele Musiker zum Interview. Aber auch der Zufall half manchmal. „1989 habe ich auf dem Flughafen von Los Angeles zufällig Leonard Cohen getroffen und kurz mit ihm gesprochen. Unglaublich, was für eine Ausstrahlung dieser Mann auch abseits der Bühne hatte.“ Ozzy Osbournes Gitarrist Zakk Wylde saß zufällig im Biergarten in Nürnberg und diskutierte mit Braun über die damals laufende Plagiatsklage gegen Led Zeppelin wegen „Stairway to Heaven“. In Linz lief ihm Roger Waters’ Gitarrist Dave Kilminster über den Weg und Teile der Metal-Band Accept waren vor ihrem Auftritt im tschechischen Pilsen zufällig in der gleichen Pizzeria wie er.
Was Alois C. Braun, der viele Jahre auch in Neutraubling wohnte, immer wieder ärgert, sind Groß-Konzerte mit einem schlechten Sound. „Technisch ist es schon lange kein Problem mehr, an jedem Ort eines Stadions einen brauchbaren Sound zu bieten“, sagt Braun, der fünf Jahre in der Marketingabteilung einer professionellen Audiofirma gearbeitet hat. Das Publikum akzeptiere aber erschreckend oft einen grottenschlechten Sound widerspruchslos. „Der Sound der spieltechnisch grandiosen Guns ‚n‘ Roses 2017 im Olympiastadion war an meinem Sitzplatz nur noch Krach. Nachdem der Sound nicht besser wurde, ging ich nach einer qualvollen Stunde – und ich war nicht der Einzige!“
Die größten Konzerte, die er besucht hat, waren 1990 „The Wall“ am Potsdamer Platz in Berlin mit 300.000 Zuschauern (mit Stars wie Scorpions, Van Morrison, Cindy Lauper, Joni Mitchell, Bryan Adams, Ute Lemper u.v.a.m.) und die Rolling Stones 1995 im Prager Strahov Stadion, ebenfalls mit Zuschauern im sechsstelligen Bereich. „2017 besuchte ich mehrere Konzerte in den USA: Doobie Brothers, Chicago, Steve Miller und Peter Frampton, allesamt Musiker, die eher selten nach Deutschland kommen.“ In Europa verschlug es ihn für besondere Konzerte unter anderem nach Amsterdam, Lissabon, Barcelona, Mailand und Paris. „Solche Events verbinde ich aber immer mit einem Urlaub, sonst wäre es alleine schon finanziell nicht machbar“, erzählt der seit 33 Jahren in Nittendorf ansässige Freak.
Was aber war denn nun sein 2000stes Konzert? „CoreLeoni, die Band von Gotthard-Gitarrist Leo Leoni, hat in Burglengenfeld ein klasse Konzert gespielt. Sehr angemessen für ein Jubiläum“, freut sich Alois C. Braun – und er hat natürlich schon weitere Konzerthighlights für dieses Jahr im Blick. Denn die 2000er-Marke ist für ihn nur eine Zwischenetappe!