Schafft Frauen und Kinder in die Keller, sperrt das Feuerwasser weg, läutet die Glocken und kommt ihnen um Gottes Willen nicht in die Quere: Die Outlaws sind wieder in der Stadt. Dezperadoz, dieser Name hat sich in den Saloons längst verbreitet wie ein Lauffeuer, wurde mal leise flüsternd, mal ehrfürchtig raunend weitergereicht. Jeder, der ihnen schon mal über den Weg gelaufen ist, wird sich bis an sein Lebensende an diese Begegnung erinnern. Und noch seinen Enkelkindern davon erzählen. Die Gitarren geladen, der Durst groß, die Mission klar: Den Heavy Metal in den Wilden Westen bringen. Oder was es andersherum?
Am 5.5. Kann man sich davon wieder selbst überzeugen, denn mit „Call Of The Wild“ erscheint ein neues Album via Drakkar/Soulfood Music.
Dieses Mal dreht sich thematisch alles um Billy The Kid.
Es ist die Rückkehr der glorreichen Drei. Fünf Jahre nach ihrem letzten Raubzug „Dead Man‘s Hand“ haben die Dezperadoz die Pferde wieder gesattelt, um auch den letzten Winkel des Wilden Westens zu erobern. Dabei steht ihnen wie schon in der ruhmreichen (oder doch besser rumreichen?) Vergangenheit ein explosives Arsenal aus kernigem, beinhartem Heavy Metal und Western-Soundtrack zur Verfügung. Es ist eine unheilige und extrem wirkungsvolle Allianz, geschmiedet unter dem Wüstenmond und so unzertrennlich wie Bohnen und Speck, wie Sergio Leone und Ennio Morricone.
Sollen sich doch Philosophen mit der müßigen Frage beschäftigen, ob nun das Huhn oder das Ei zuerst da war. Für Bandenführer Alex Kraft muss die Frage lauten: Was war zuerst da, der Wilde Westen oder der Heavy Metal? „Der wilde wilde Westen natürlich“, antwortet er wie aus er Pistole geschossen. Wie jeden von uns, infizierten ihn die schmissigen Italo-Western schon in viel zu jungen Jahren. Gekoppelt mit seiner ebenfalls früh entdeckten und seither gehegten Passion für die gefährlichste Seite der Musik, den Heavy Metal, entstand daraus das zündende Konzept. Dezperadoz schmecken nach Blei, nach Whisky und nach Pferdestall. Vor allem aber, und das ist Kraft das Wichtigste, schmecken sie nach Freiheit.
Wie es sich für eine gute Westerngeschichte gehört, kommt auch die von Billy the Kid nicht ohne Rätsel und Mythen aus. „Vor ein paar Jahren wurde sein Leben aufgrund von historischen Forschungen umgeschrieben. Es ist bis heute nicht klar“, senkt Kraft verschwörerisch die Stimme, „wer in seinem Grab ruht.“ Der Wilde Westen ist ihm und seiner Band längst ins Blut übergegangen, sogar eine Profession hätte Kraft in dieser rauen Zeit gefunden. „Ein eigener Saloon, ein Peacemaker-Colt und eine doppelläufige Kutscherflinte unter dem Tresen, mehr hätte ich nicht gebraucht“, meint er. Jetzt ist es halt Dezperadoz geworden. Die Band, die schneller schießt als ihr Schatten und längst zu einer eigenen Marke, zu einer Ikone geworden ist. Begonnen als gemeinsames Projekt von Kraft und Sodom-Haudegen Tom Angelripper, ist Dezperadoz heute die schwermetallische Antwort auf Ennio Morricone, der mit Riffs statt Blei feuernde Outlaw, dem man besser nicht in die Quere kommt. Wer es doch tut, kann sich in bester Lucky-Luke-Manier gleich mal vom Totengräber vermessen lassen.
Die Geier kreisen schon…