Interview mit Tobias Gravel, Veranstalter vom Bavarian Hard Festival
Tobias Klein – Michaela Dichtleder
Du bist der Veranstalter vom Bavarian Hard Festival. Da das ja ein extrem großer Aufwand ist, da alles was anfällt zu managen hast du natürlich auch eine Crew. Wie viele Leute beschäftigst du während so einer Veranstaltung und wer übernimmt die komplette Organisation?
Die Organisation des Festivals übernehme ich weitgehend selbst. Alle anderen anfallenden Arbeiten, also Werbung, Buchführung, Technikaufbau und Sonstiges übernehmen der engste Freundeskreis und die Familie. Als Undergroundveranstalter ist das anders gar nicht machbar, als wenn man extra Leute dafür einstellen müsste. So viele sind das nicht, da die Leute zum engsten Freundeskreis zählen.
Du hast ja deine eigene Firma, Rockworx Produktions. Was genau machst du alles mit der Firma?
Rockworx unterteilt sich grundsätzlich in zwei Bereiche: Zum einen „Events“, hier werden verschiedene Einzelshows und das Bavarian Hard Festival im Großbereich Bayern veranstaltet, da sind wir in verschiedenen Live – Locations unterwegs. Leider werden die immer weniger. Rockworx ist außerdem eine Non-Profit Gesellschaft, das heißt es bleibt grundsätzlich nie Geld übrig. Man bucht Bands beziehungsweise spricht sich mit den Bands ab wer spielt. Es gibt auch keine feste Gage sondern es wird von dem, was eingespielt wird, erst einmal die Werbekosten für Plakate, Flyer, Zeitungsartikel abgezogen. Dann wird der Restbetrag auf die jeweiligen Bands aufgeteilt aber nicht nach Slot, also der Größe der Band, sondern je nach Unkosten wie zum Beispiel Länge und Dauer der Anreise. Es wird aber sehr darauf geachtet, dass keiner auf seinen Kosten sitzen bleibt. Wenn man am Schluss dann erreicht hat, dass keine Band, kein Veranstalter, kein Wirt der Location draufgezahlt hat, es dem Publikum gefallen hat und die Bands sagen dass sie gern wieder kommen, dann ist für uns eine Veranstaltung gelungen. Damit muss man kein Geld verdienen. Es ist ein Hobby, es bleibt ein Hobby.
Der andere Bereich ist das „Booking“. Wir organieiseren für verschiedene Bands mit denen wir zusammenarbeiten das Booking, Das sind momentan sieben Bands, die auch auf der Website aufgeführt werde. Ich kümmern uns darum, dass es die Bands auf die Bühne kommen, ihre Gage bekommen und auch mal was zum essen bekommen. Bei SE haben ich zusätzlich zum Booking auch das Management. Also alles was die Band betrifft wie Auftritte, Anfragen und Anreisen geht an mir vorbei. Das bring ich zur Band hin oder von der Band weg, seitens Veranstalter, Label oder Presse. Das funktioniert soweit ganz gut und hauptsächlich auf freundschaftlicher Basis, da die Band mein allerengster Freundeskreis ist und kein finanzieller Hintergrund dahinter steckt. Wichtig ist mir, dass eine Band aus sich das Maximum raus bringt. Das betrifft auch den Sound während eines Auftritt. Ich bin selber auch der Tontechniker von Steel Engraved und fahre auch möglichst oft auf Auftritte mit und regle, dass der Sound auch passt. Heute zum Beispiel mische ich auch ab.
Du hast gerade erwähnt, dass das auf Non-Profit Basis läuft. Das ganze machst du dann ausschließlich wegen dem Spaß an der Sache?
Ja ich mach das definitiv aus Spaß an der Sache. Ich muss aber auch dazu sagen, bei den sieben Bands die wir momentan managen sind bei Steel Engraved und Phoenix, unserem Coverprojekt, fast die gleichen Musiker. Genauso wie New Acoustix ist die Hälfte der Leute auch von Steel Engraved. Bei Crystal Death ist der Schlagzeuger mein Bruder. Es ist alles sehr familiär.
Wie war der erste Tag des Festivals?
Die Bands waren super, die Technik funktionierte super, das Helferteam war absolut organisiert. Es waren leider ein wenig Gäste da, was wir nicht nachvollziehen konnten. Es lief sehr viel Werbung auf Facebook und sozialen Netzwerken, auf der Website und diversen Online Portalen. Dazu kommen noch Werbung in Zeitungen 600 Plakate und 13.000 Flyer. Dazu kamen noch Anzeigen in Magazinen. Also an der Werbung hat es definitiv nicht gescheitert, der Preis ist auch nicht hoch mit 10€ für den ganzen Tag. Was ich persönlich schwach finde ist die momentane Mentalität der Leute, da diese in letzter Zeit so geworden ist, dass sie für einen DJ der besonders gut auf Pause drücken kann 10€ Eintritt zahlen und dann noch zusätzlich 5€ für Getränke. Für einen Live Abend, bei dem sich die Bands wochenlang darauf vorbereiten, sehr viel Organisation und der Transport des ganzen Equipment dahinter steckt ist die Bereitschaft der Gäste ein bisschen schwächer geworden. Die anderen Leute, ich nenn sie jetzt einfach die „eingefleischten Metaller und Rocker“, rennen dir die Bude ein wenn der Headliner ACDC oder Metallica heißt, da sind sie auch bereit plötzlich 250€ und mehr für ein Ticket zu zahlen. Solche Leute gehen halt nur auf ein oder zwei Konzerte von größeren Bands und mehr nicht. Ich bin halt sehr ehrlich und direkt und das entspricht meiner Meinung über die heutige Mentalität. Ich bin noch gespannt wie es heute noch verläuft. Es ist schließlich das erste Festival im Jahr, der Preis ist für das hochkarätige Line Up mit Freedom Call definitiv nicht zu hoch und es ist auch keine Nebenveranstaltung.
Verfolgst du mit Rockworx eigentlich auch ein Ziel?
Das Ziel ist definitiv nicht möglichst viele Gäste in die Location hinein zu bringen sondern, dass die Bands am Schluss mit gutem Gefühl hinaus gehen. Wir versuchen auch immer den Bands den gleichen Service zu bieten, egal ob es jetzt die erste oder die letzte Band des Tages ist. Wir sind Musiker, wir sind eine Stagecrew die die Bands unterstützen. Es sind Loader da die das Equiqument der Bands vom Auto auf die Bühne tragen, Bühnentechniker die Kabel für die Instrumente anschließen und sogar ein Drumtech, der das Schlagzeug für die Bands einstellt. Die Bands bekommen Verpflegung und das ist das was wir bieten wollen, dass sich auch kleinere Bands auf größeren Bühnen präsentieren können und sich gut aufgehoben fühlen. So ist Rockworx eigentlich entstanden, um eben jungen Bands eine Chance zu geben. Es gibt viele talentierte Musiker die ihr Talent nicht zeigen können, da sie nicht aus dem Proberaum raus kommen. So geht es dann ein oder zwei Jahre und dann denken sich viele, da sie eh keinen Auftritt bekommen spielen sie lieber Fußball oder gehen in Clubs und Diskos. Um eben genau diesen Bands eine Chance zu geben wurde Rockworx gegründet.
Du bist ja bei SE und RW dabei. Bleibt da viel Zeit fürs Privatleben übrig?
Da ich nebenbei auch als Lagerist arbeite und drei Kinder habe die auch Zeit mit mir verbringen wollen eher wenig. Man kann alleine für die PC-Arbeit und Telefongesprächen in der Woche zusätzlich 20 – 25 Stunden rechnen. Dann bin ich fast jedes Wochenende auf einer Show um die Musik zu mischen, einen Auftritt anzuschauen und dafür zu sorgen, dass Besprochenes eingehalten wird. Ich schaue auch öfters in den Proberäumen vorbei um für neue Songs zu wissen, was ich wann wo wie mischen muss, zum Beispiel wann ein Gitarrensoli kommt und ich diese lauter stellen soll. Wenn es um die Vorbereitung größerer Veranstaltungen wie zum Beispiel das Bavarian Hard Festival geht fahre ich halt auch Abends nach der Arbeit noch plakatieren. Ich bin so in den letzten 14 Tagen ca. 600 Km gefahren um Plakate in Deutschland und in Österreich anzubringen. So bleibt am Schluss nicht mehr viel Freizeit übrig. Zusätzlich kommen noch 30 Emails täglich von Bands, Agenturen und Verleihern mit denen auch vieles abgeklärt werden muss.
Okay letzte Frage: Ist langfristig noch etwas für die Zukunft geplant? Andere größere Veranstaltungen oder bestehende vergrößern zum Beispiel?
Ich möchte es gar nicht größer machen. Ich halte es aus Prinzip ein wenig kleiner, denn je größer du etwas machst, desto größer werden die Ansprüche der Leute. So dieses Jahr haben wir Freedom Call als Headliner, nächstes Jahr eine größere Band und das Jahr darauf eine noch größere Band. Da die Vorbands natürlich mitwachsen müssen würden wir langsam aus dem Bereich für Underground Bands herauskommen. Dann hast du am Schluss ein zwei Tages Festival mit mehreren hunderttausend Euros an Ausgaben für Bands. Das würde für uns dann eigentlich keinen Sinn mehr machen, denn damit würden wir den Grund, warum wir das ganze eigentlich machen aus den Augen verlieren.
An Einzelveranstaltungen planen wir natürlich immer etwas. Aber es muss nicht größer werden. Es ist ein Hobby, es bleibt ein Hobby. Wenn es kein Hobby mehr ist macht es keinen Spaß mehr. Und wenn es keinen Spaß mehr macht, dann soll man es bleiben lassen.
Okay dann danken wir dir erstmal ganz besonders, dass du dir die zeit für uns genommen hast und uns ein paar Einblicke hinter die Kulissen eines Veranstalters gegeben hast. Und dann hoffen wir, dass der Abend noch erfolgreich wird.