Ein diskutabler Text über die Verwend- und Verwertbarkeit von „traditioneller“ Musik.
Corona ist Geschichte….oder ist nicht mehr so populär, wie noch 2021, oder es lässt sich halt einfach keine Kohle mehr verdienen damit….wie auch immer, es herrscht wieder ein gewisses Maß an – zugegeben hochpreisiger – kultureller Realität.
Clubs offen, Festivals finden statt….zumindest die Großen…Feste und Jubiläen dürfen wieder wie zu den Zeiten der großen Alten gefeiert werden. Wobei wir hier zu des Pudels Kern kommen und ich mir die Frage stelle, wieso Konzerte und billingmäßig scheißgeile Veranstaltungen in 1000er Hallen – und kleiner – regelmäßig abgesagt werden, Volksfeste aber einen unglaublichen Zulauf haben.
Volksfeste: Tradition…. früher nur Blasmusik, jetzt einmal Blasmusik, in der Regel zum Auftakt, die unvermeidliche Partyband, die von Andrea Berg, über AC/DC bis zu den aktuellen Charts, alles drauf hat, wo die partywillige Crowd sich alles nur erdenkliche an alkoholischen Getränken in den Rachen stürzt, bis hin zur Standard gewordenen Rock-Night mit einer Cover-Band. Wobei der Unterschied zur Party-Band, der ist, dass dieselbige halt einfach mehr Sauflieder spielt. Lang lebe die Tradition!
Wenn ich dann sehe, dass für eine beliebig austauschbare Cover-Band Eintritt verlangt wird, dann schwillt mir der Kamm, da etliche dieser Bands teils mehr auf Laptops auf und hinter der Bühne setzen, als auf (echte) Musiker nebst (echten) Instrumenten. Ist man dem regionalen Fernseh- oder Radiosender mal kurz durch´s Bild gehuscht, steigert das den Booking-Wert schonmal von vier- auf fünfstellig. By the way – wir sprechen da immer noch von Cover-Bands ausgestattet mit einer sehr reichhaltigen Computerabteilung.
Die Künstler mit Herzblut, Hirn, Verstand und auch musikalischem Können bleiben da leider oftmals außen vor….Scheiße sowas! Keinen Zwanziger für zwei Stunden handgemachte und selbst erdachte Musik über, aber 13 Euro für 0,75l Bier mit extrem hoher Schaumkrone.
Und versteht mich nicht falsch: ich bin keinesfalls Cover-Gegner, da es – was mir in den letzten zwei Jahren sehr deutlich aufgezeigt wurde – durchaus Künstler, Bands, Interpreten gibt, die bekannten Songs einen eigenen und unverkennbaren Stempel aufdrücken können. Das passiert halt einfach im kleinen Rahmen … auf der Festbühne nach der zweiten Maß ist das völlig wurscht.
Mir blutet das Herz, wenn ich das Bemühen diverser Musikenthusiasten (Bands & Veranstalter) sehe, die kleine Locations mal mit bekannten, mal mit regionalen Künstlern besetzen. Eigene Songs, eigene Lyrics, Einflüsse erkennbar, aber nicht kopiert, diesen Menschen sollte man Respekt zollen, nicht den Cover-Bands, die sich im eigenen Landkreis für ihre computergesteuerte Unfähigkeit zu Schweinepreisen abfeiern lassen, als hätten sie die Musik erfunden.
Aber wenn der Anton aus Tirol zwecks zuviel griechischem Wein die Puffmutter Layla auf´m Highway to Hell knattert, bis sie atemlos durch die Nacht geistert, dann ist das umsatzmäßig halt a bissl einfacher zu verkaufen. Attitude ist halt doch wichtig, oder nicht???
Bin da gerne zu Diskussionen bereit!